Höhen und Tiefen – Cusco & die Rainbow Mountains

Um 5 Uhr morgens erreichen wir mit dem Nachtbus das schöne Cusco. Unser Zimmer ist natürlich noch nicht frei. Die Zeit nutzen wir dank Zeitverschiebung für ein paar Telefonate und Ostergrüße in die Heimat. Und welch ein Luxus – andere Gäste haben zwischenzeitlich ausgecheckt. Wir können gegen 7 Uhr ein Zimmer beziehen, Frühstück ist auch fertig und die Sonne scheint. Perfekt.

Nachdem wir uns ein bisschen frisch gemacht haben, kann es also los gehen Cusco zu entdecken. Wir wohnen in einem kleinen, hochgelegenem, ruhigen Gässchen aber trotzdem quasi mitten im Zentrum, ganz in der Nähe des Plaza des Armas. Alles ist ziemlich sauber hier, große, imposante Gebäude und rund um den Platz gibt es keinen Straßenverkehr – sehr erfrischend nach den letzten Großstädten.

Die Gassen laden zum Bummeln ein, auch wenn es nur die gleichen Tourisouvenirs gibt, wie überall zuvor auch schon. Restaurants und Tourenanbieter – kennen wir auch schon. Aber zu Ostersonntag gibt es einen kleinen Foodmarket mit lokalen Spezialitäten. Hatten wir am Morgen noch am Telefon gescherzt, dass wir heute vielleicht mal in den Genuss von ‚Cuy‘ kommen wollen werden, hatten wir es nun schon vorbereitet vor unserer Nase. ‚Cuy‘ ist eine peruanische Spezialität und ist nichts anderes als gegrilltes Meerschweinchen. Wir teilen uns erstmal eine Portion. Im Prinzip schmeckt es sehr ähnlich wie Hühnchen, nur die Haut war etwas knuspriger; vielleicht wie Spanferkel. Eigentlich ganz lecker.

In unserem schönen Garten haben wir dann Siesta eingelegt und uns auf den kommenden Tag vorbereitet. Hoch hinaus in die Rainbow Mountains sollte es gehen. Für 70 Soles (ca. 20 €) haben wir einen Tagesausflug gebucht.

Um 3.30 Uhr morgens sollte es losgehen. Diesmal überpünktlich werden wir schon abgeholt, um noch weitere Mitreisende einzusammeln. Drei Stunden Fahrt raus aus Cusco liegen vor uns, auf der wir nochmal die Augen zu machen können, bis wir in einem kleinen Örtchen in den Bergen ankommen. Hier gibts erstmal Frühstück in einem großen Raum zusammen mit etwa 40 weiteren Menschen, die heute mit uns den Berg besteigen wollen. Kokatee, ein Stück Brot mit Butter und Erdbeermarmelade. Das typische ‚Touri-Frühstück‘ eben – wir können es bald nicht mehr sehen.

Mehr oder weniger gestärkt fahren wir noch etwa 10 Minuten weiter bis zu unserem Startpunkt auf 4300 m. Von hier aus soll es los gehen. Wer mag kann sich noch mit Wanderstöcken, Getränken und Snacks eindecken oder sich auf den Sattel eines Pferdes schwingen. Ja genau, man muss nicht zu Fuß gehen. Etliche Einheimische stehen bereit und bieten ihre Dienste bzw. die ihres Vierbeiners für weitere 80 Soles (also etwas mehr als 20 €) an. Wir lehnen ab und machen uns auf den Weg. Drei Stunden Aufstieg liegen vor uns. 8 km hin und wieder zurück. Das Ziel liegt auf etwas über 5000 m. Spätestens um 12.30 Uhr müssen wir oben sein, um den Rücktritt anzutreten, damit wir um 15 Uhr wieder im Bus zum Mittagessen sitzen.

Und schon die ersten Meter haben es in sich. Ziemlich steil geht es etwa eine halbe Stunde über wacklige Steine an einem kleinen Flußlauf entlang hoch. Nach der ersten Etappe warten nochmal wissenhaft etliche Peruaner mit ihren Perden auf die schnaufenden Wanderer. Und siehe da: etliche Leute haben sich auf dem kleinen Stück schon umentschieden und sich doch einen Gaul gegönnt, der sie nach oben schleppen soll.

Aber nicht mit uns. Das Wetter ist in Ordnung. Frisch und etwas bewölkt, aber durch die Bewegung wird uns schnell warm. Nach dem ersten steilen Anstieg geht es die nächsten Kilometer mäßig ansteigend weiter rauf. Da wir am Ende der Regenzeit unterwegs sind und es noch keinen wirklichen Weg gibt, laufen wir größtenteils über matschige Wiese. Die hunderte von Pferden tun ihr übriges und verwandeln den Weg in einen einzigen Schlammpfad. Ansonsten sieht es hier schon ganz nett aus. Sehr grün, überall Wasserläufe und die Berge im Hintergrund.

Die Pferde nerven uns etwas, je höher wir kommen desto anstrengender wird es und dann kommt, was kommen musste. Kurz nachdem wir auf der Hälfte nochmal 10 Soles Wegezoll bezahlen mussten, erreichen wir eine besonders rutschige und schlammige Passage. Und wer landet mit dem Hintern voll im Matsch? Natürlich ich – wer sonst? Aber egal. Rumheulen bringt nichts, weiter gehts.

Bald kann man aus der Ferne schon unser Ziel sehen. Aber was wir noch sehen, sind Regenwolken, die uns ziemlich schnell entgegen ziehen. Kurz danach überkommt uns die kalte Mischung aus Regen und Eis auch schon. Also wird der Poncho übergeworfen und alles wasserdicht verpackt. Ein kurzer Gedanke ans Aufgeben kommt auf. Was sollen wir schon wieder auf einem Berg ohne Aussicht? Haben wir nichts aus der letzten großen Wanderung in Neuseeland gelernt? Anscheinend nicht. Aufgeben gibts nicht. Wir kämpfen uns weiter nach oben.

Jeder Schritt wird schwerer. Das letzte Stück geht nochmal ziemlich steil hoch. Sogar die Reiter müssen absteigen und per pedes zum Gipfel. Spaß sieht irgendwie anders aus. Vorallem Tobi macht auf den letzten Metern die Höhe zu schaffen. Aber dann: erst hört der Regen auf. Ein klitzekleines bisschen Sonne kommt durch. Und schließlich verziehen sich die Wolken fast komplett. Große Motivation also für den Endspurt. Schnell hoch, bevor die Wolken wieder da sind.

Um Punkt 12 Uhr haben wir es geschafft. Wuhu! Ganz schön fertig, aber stolz wie Oskar stehen wir ganz oben und können dieses verrückte Naturspektakel bestaunen. Die Rainbow Mountains heißen natürlich nicht ohne Grund so. Verschiedene Mineralstoffe haben sich hier mit der Zeit schichtweise abgelagert und schillern nun farbenfroh in der Sonne. Sowas haben wir auch noch nie gesehen. Wahnsinn! Und was für ein Glück wir doch noch hatten nach diesen ganzen Strapazen. Die Anstrengungen haben sich also doch noch mehr als gelohnt.

Ziemlich zufrieden machen wir uns also nach großer Fotosession und kurzer Erholungspause wieder auf den Rückweg. Die Aussicht auf dem Rückweg ist noch schöner und lässt sich beim Abstieg auch viel mehr genießen. Schneebedeckte Berge und viele Lamas und Alpaccas gibt es zu sehen.

Aber bald fangen die Wehwechen an. Die Füße schmerzen langsam. Knie und Rücken auch. Hunger kommt dazu. Und dann kommt auch noch der Regen zurück. Na prima. Aber dass wir es ohne Hilfe nochmal auf über 5000 m geschafft haben, gibt uns trotzdem ein gutes Gefühl und so schaffen wir den restlichen Weg durch die Matsche wieder zurück und kommen pünktlich um kurz vor drei am Bus an. Wir sind die letzten und so geht es direkt zum wohlverdienten Mittagessen. Nach dem spärlichen Frühstück erwarten wir irgendwas wie trockenen Reis mit Hühnchen. Aber wir werden positiv überrascht. Erst gibt es die klassische Quinoa- Gemüse Suppe. Das tat schon so gut! Und dann gab es ein wirklich gutes und ausreichendes Buffet mit den verschiedensten, frischen Speisen.

Auf der Rückfahrt fällt uns erstmal auf, was uns am Morgen im Halbschlaf entgangen ist. Die Straße könnte zwar die peruanische Variante der Road of Death sein, aber die Gegend ist traumhaft schön. Leider haben wir keine Fotostops eingelegt, aber vielleicht wären wir sowieso nicht mehr aus den Sitzen hoch gekommen. Langsam fallen uns nach dem guten Essen und dem harten Tag im muckelig warmen Bus auch wieder die Augen zu, bis wir irgendwann, angekommen in Cusco, wieder geweckt werden.

Was für ein Tag. Ganz schön anstrengend, viele Höhen und Tiefen, vier Jahreszeiten an einem Tag, aber definitiv empfehlenswert!!

5 Replies to “Höhen und Tiefen – Cusco & die Rainbow Mountains”

  1. 5000 Meter Höhe,dass ist wirklich heftig.Aber wenn man Eure Bilder sieht ,haben sich die Strapazen wirklich gelohnt.Die Rainbow Mountains sind wirklich wunderschön.Ich hoffe Ihr erholt Euch schnell .
    Vielen Dank das Ihr uns an Euren Erlebnissen teilhaben laßt 🙂

    1. Ja es hat sich wirklich gelohnt. Nun steht das nächste Abenteuer vor der Tür. Über 5 Tage wollen wir durch die Berge bis nach Machu Picchu wandern. Also Bald wird es sicherlich wieder etwas interessantes zu lesen geben

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