Viele Wege führen nach … Machu Picchu

Machu Picchu – Die Erste

Machu Picchu. ‚Das Highlight‘ von so vielen Travellern und ‚Must-see‘, wenn man schon mal in Peru ist. Aber auch negativ Berichte über Massentourismus gibt es und Leute, die es absolut überbewertet finden. Wie dem auch sei, wir wollten uns unser eigenes Bild machen.

Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten, um von Cusco nach Aguas Clientes, dem Machu Picchu-Pueblo, zu kommen.

Zum Beispiel mit dem Zug. Das ist zwar die komfortabelste Variante, aber auch eine extrem teure Angelegenheit. Unser Geld war uns dafür zu schade.

Oder man geht zu Fuß. Den bekannten Inkatrail muss man schon Monate im Voraus buchen; fiel damit schon mal weg. Dann gibt es noch den Salkantay Trek. Vier Tage lang geht es über einen 4600 m hohen Pass immer in Richtung der Inka Ruinen. Ziemlich hart, aber landschaftlich soll es ein Traum sein. Hunderte von Agenturen in Cusco bieten ihre Dienste dazu an. Die Preise schwanken dabei extrem. Wir waren mit diesem riesen Angebot etwas überfordert und haben einige Berichte gelesen, von Reisenden, die es einfach auf eigene Faust gemacht haben. Das wär doch vielleicht was…

Kurzerhand haben wir einfach Zelt, Schlafsäcke und alles was man so zum Überleben braucht in Cusco ausgeliehen und haben uns mit schwerem Gepäck auf den Weg Richtung Mollepata gemacht. Dort bzw. im nächsten Dorf Soraypampa sollte die Wanderung starten. Da es bis Soraypampa 30 km staubige Straße sind, wollten wir uns diese Tagesetappe ersparen. Taxi war recht teuer, aber ein netter LKW Fahrer, der sowieso in die Richtung fuhr, nahm uns auch so mit…

Pleiten, Pech und Pannen

Für ganze 20 Minuten. Dann ruckelte es einmal und der Motor ging aus…no gasoline… Schade aber auch. Da standen wir also mitten in der Pampas. Es war früher Nachmittag, die Sonne brutzelte ganz schön. Bis zum nächsten Dorf sollten es noch 4-5 h Fußmarsch bergauf sein. Verkehr herrscht dort kaum. Ob wir das noch im Hellen schaffen, war fraglich. Naja erstmal war das ganze noch recht amüsant. Vielleicht sammelt uns ja doch noch jemand ein, aber Rumstehen bringt uns jedenfalls nicht weiter, also Rucksack auf und los gings.

Schnell merkten wir, da kommt keiner mehr. Und Wandern in der Hitze mit so viel Gepäck ist nicht wirklich amüsant. Aber wir liefen weiter. Der Schweiß lief, die Tasche wurde immer schwerer. Bis es sich mehr und mehr zu zog. Und zu Regnen begann. Und ein Gewitter aufzog. Und wir immer noch durch Eisregen, Blitz und Donner zwei Stunden durch die Berge zu Laufen hatten. Kein Mensch weit und breit. Spätestens hier war alles ganz und gar nicht mehr spaßig, eher ziemlich beängstigend. Irgendwann fanden wir einen kleinen Unterstand, den wir uns mit drei Hühnern teilten und der uns etwas vor dem Hagel schützte. Ziemlich nass und erschöpft warteten wir darauf, dass sich das Wetter vielleicht etwas beruhigen würde.

Als zumindest der große Hagelschauer erstmal vorbei war, entschieden wir uns weiter zu gehen. In Soraypampa sollte es einige Campingplätze geben und vielleicht etwas Zivilisation. Also weiter durch den Regen. Aber dann! Von hinten näherte sich ein Fahrzeug. Ein Pick-up. In der Hoffnung, das uns jemand noch mitnehmen kann, stoppten wir den Wagen mit winkenden Armen. Drei Erwachsene und ein paar Kinder waren im Wagen. Das Auto also eigentlich voll. Die Leute hatten aber wohl so Mitleid mit uns, sodass die Kinder einfach auf den Schoß kamen und wir beide uns noch dazu quetschen durften. Halleluja – was waren wir froh, die letzten Kilometer nicht zu Fuß zurück legen zu müssen. Es stellte sich heraus, das der Fahrer etwas Englisch spricht und auch Besitzer eines Campingplatzes ist und ein Plätzchen für uns hat.

Am frühen Abend sind wir also schließlich pitsche nass in Soraypampa angekommen. Das Dorf liegt auf 4000 m. Die Wärme vom Mittag war also längst vergessen. Heiße Dusche oder Strom gibts dort nicht. Wir konnten uns kurz in der Hütte der Familie umziehen und uns etwas sammeln, bevor wir dann unser Quartier für die Nacht aufgebaut haben. Zum Glück gab es für Zelte weitere Überstände, denn unser Zelt hätte bei dem Wetter nicht lange stand gehalten. Mit unserer mitgebrachten Campingküche kochten wir uns noch eine heiße Tütensuppe, bevor wir uns im Zelt verkrochen.

Die Nacht war eisig und der härteste Tag unserer Wanderung sollte heute erst noch kommen. Drei Stunden rauf auf den Pass und sieben weitere runter. Als wir früh morgens in unsere noch nassen, kalten Schuhe steigen mussten, kam keine Vorfreude auf. Motivation sieht anders aus. Aber wenigstens schien die Sonne. Wir haben alles gepackt, schnell gefrühstückt und sind los gelaufen. Da fiel uns auch wieder ein, wie ätzend das Wandern mit dem ganzen Gepäck am Vortag war. In der Morgensonne sah alles wirklich schön aus, aber genießen konnten wir es nicht. Vorallem weil uns ständig Wandergruppen überholten, die ihr Gepäck natürlich nicht selber schleppen mussten. Irgendwie war der Wurm drin. Der Rucksack landete schließlich frustriert in einer Ecke und der Gedanke ans ‚Aufgeben‘ kam auf. Wozu das Ganze, wenn es doch keinen Spaß macht?

Genau, das macht keinen Sinn. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Und so haben wir uns nach einigem hin und her entschieden umzukehren. Trotzdem waren wir erst etwas geknickt. ‚Aufgeben‘ ist eigentlich nicht unser Ding. Aber hier liefs halt irgendwie nicht. Und das war auch mal ok so.

Zurück im Dorf haben wir erleichtert unsere Taschen abgestellt und haben nur mit Wasser und Snacks bepackt die Gegend erkundet. Für den Vortag hatten wir eigentlich noch eine Wanderung zu einer nahegelegenen Lagune geplant, die wir aufgrund des kleinen Disasters nicht mehr machen konnten. Das haben wir dann nachgeholt und uns am Nachmittag nach ein paar schönen Stunden wieder auf den Rückweg gemacht. Das erste Stück wieder per Anhalter im LKW….aber diesmal ohne Panne 😉 .

Machu Picchu – Die Zweite

Also haben wir die letzte Variante genutzt, um zu unserem Ziel zu gelangen. Mit dem Bus ging es, nach einer Nacht in Cusco, sieben Stunden durch die Berge bis nach Hidroelectrica. Das ist eigentlich nur ein Wasserwerk, doch hier endet die letzte Straße vor Aguas Calientes. Von dort kann man dann den überteuerten Zug nehmen, oder die letzten 12 km entlang den Bahngleisen laufen. Wie hunderte andere Menschen auch, sind wir gelaufen. Die Strecke ist ganz nett. Es gibt immer mal wieder Buden mit Getränken und Essen und Züge kommen nur sehr selten vorbei. Unsere Tickets haben wir noch am Abend zuvor schnell besorgt – gesalzene 43 € das Stück.

Am nächsten Morgen war es dann endlich so weit. Um 4 Uhr klingelte der Wecker. Einlass zu den Ruinen ist zwar erst um 6 Uhr, aber wer Bus fahren will, muss sich rechtzeitig in die Schlange stellen und zu Fuß sind es auch 1,5 h größtenteils über Treppen Berg auf. Wir haben uns den Bus hoch gegönnt. Kurz vor 6 Uhr standen wir also mit etlichen Leuten vor den Toren. Warum so früh? Die Sonne über Machu Picchu aufgehen zu sehen, soll super schön sein. Und die wirklichen Massen kommen wohl ab 8 Uhr, sobald die ersten Züge eintrudeln.

Wir sind gleich zum Sonnentor aufgestiegen. Ganz entkommt man den Treppen dort also nicht. Oben angekommen konnten wir noch einen kurzen Blick von oben erhaschen, bis die Wolken weiter hoch zogen und wir im Nebel standen. Auch Warten brachte nichts. Nach fast einer Stunde sind wir wieder runter und ganz allmählich kam die Sonne raus und die Sicht wurde besser.

Was für ein Anblick. Auch wenn wir nicht allein waren, fanden wir es wirklich wunderschön. Wenn man überlegt, in welcher Umgebung Menschen hier so was geschaffen haben – schon beeindruckend. Weil wir auch eine zweite Nacht hier geplant hatten, konnten wir bei schönstem Wetter und ohne Zeitdruck dann ganz in Ruhe alles anschauen und genießen. Zurück sind wir gelaufen. Fast im Dorf angekommen, fing es auch wieder an zu regnen. Aber egal, wir hatten unser Machu Picchu gesehen und konnten nun ziemlich k.o. wohlverdienten Schokokuchen essen gehen.

Zurück ging es am nächsten Tag den gleichen Weg, den wir auch gekommen waren. 2,5 h zu Fuß zurück über die Bahngleise und dann die schwindelerregende Strecke zurück durch die Berge per Bus.

Also man kann sagen was man will, vielleicht liegt es noch an der aktuellen Nebensaison, aber uns hats total gut gefallen und es war definitiv ein Highlight unserer Südamerika Reise.

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