Ein Leben als Reisenomaden – 100 Tage unterwegs

Nun sind wir schon 100 Tage unterwegs. 100 Tage in Hotels, Hostels, Guesthouses, manchmal war auch einfach eine Bank im Flughafen oder ein Bus unser Nachtlager. Manchmal blieben wir was länger. Manchmal ging es nach nur einer Nacht an einem Ort schon wieder weiter. Doch wer nun denkt, die beiden haben ja ein laues Leben, dem müssen wir sagen: JEIN…

Ich kann nicht bestreiten das wir eine tolle Zeit bisher hatten und so frei sind in dem was wir tun, wie niemals zuvor in unserem Leben. Wir dürfen unterwegs, wie ihr vermutlich auch alle gelesen habt, viel sehen und erleben. Es ist unglaublich aufregend und spannend. Urlaub ist das aber nicht! Wenn man so lange unterwegs ist, kann einfach nicht jeder Tag toll sein. Tiefpunkte gehören genauso mit dazu. Und: Zum Reisen gehört im Vorhinein auch immer viel Arbeit! Da wir keine Pauschalreise gebucht haben und auch die Reiseroute immer spontan angepasst wird, muss fast täglich nach neuen Zielen recherchiert, Transportmittel gesucht und gebucht und die nächste Unterkunft gefunden werden. Und das möglichst zum besten Preis-Leistungsverhältnis. Das kann manchmal echt stressig werden. Vor allem wenn man recht schnell von A nach B will. Sandra ist in der Informationsbeschaffung über die nächsten Ziele unschlagbar und ist dabei unsere treibende Kraft. Dazu kommen noch das sortieren und bearbeiten von unzähligen Bildern und Videos sowie das Schreiben unserer Reiseberichte in diesem Blog. Ihr seht, ganz arbeitslos ist man auf so einer Reise auch nicht.

Doch auch diese ganze Arbeit hilft uns dabei das Land kennen zu lernen. Wo was ist , wie man es erreicht und was es noch in dieser Stadt oder diesem Land gibt. Letzteres ist schuld, dass sich dann einfach mal eine vorher gedachte Route um ein paar 100 km verschiebt, weil man dann doch noch was anderes sehen möchte. Das macht diese Art von Reisen auch für mich aus. Spontan reagieren zu können und am nächsten Morgen von den Bergen an einem Bungalow am Strand wach zu werden, wenn einem danach ist.

Gelernt haben wir schon vieles beim Reisen über das Reisen. Unter anderem, dass ein gut organisierter Rucksack dabei viel Wert ist. Gerade an Tagen wo wir oft den Ort wechseln, muss der Rucksack ständig gepackt und ausgepackt werden. Dabei helfen uns thematisch sortierte Tüten (eine für T-Shirts, eine für Hosen, eine für Elektro-Krims-Krams, usw.), um mit wenigen Handgriffen das Gesuchte zu finden und auch wieder schnell verstauen zu können. Meistens sieht unser Zimmer nach der Ankunft schon aus, als sei eine Bombe eingeschlagen, da oftmals nicht genügend Ablageflächen für alles vorhanden ist und es einfacher ist, wenn die Tüten aus dem Rucksack sind. Auch das Handgepäck im kleinen Rucksack muss gut gewählt sein, damit man in den klimatisierten Bussen nicht erfriert und es z. B. mit einem Kissen etwas bequemer hat.

Wie anfangs erwähnt, haben wir auch schon ziemliche viele Unterkünfte gesehen und werden immer besser darin, das richtige für unsere Ansprüche zu finden. Unsere Ansprüche sind meistens aber auch eher gering, da wir schon auf den Preis achten (mit kleinen Ausnahmen wie gerade auf Koh Tao, wo die Unterkünfte etwas teurer, aber nicht unbedingt besser wurden).  Trotzdem wollen wir ja das beste für unser Geld. Wenn wir auf Hotel-Portalen im Internet schauen, stellen wir zumeist zwei Filter ein. Zum einen unsere gewünschte Preisgrenze und zum anderen die Gästebewertung, die über 7 von 10 liegen sollte. Bei den Suchergebnissen schauen wir uns dann die schlechten Bewertungen an und gucken, ob wir damit leben können oder nicht. Beispielsweise stört es uns nicht, wenn das ganze Bad vom Duschen unter Wasser steht (normal in Asien) oder mal eine Ameisenstraße durch das Zimmer geht. Es muss sauber sein, die Lage muss einigermaßen passen und je nach Wetter eine Klimaanlage besitzen. Ein eigenes Bad ist wünschenswert, aber nicht Voraussetzung.

Ein anderer wichtiger Punkt auf unserer langen Reise ist das Geld. Wir wollen möglichst viel sehen und daher ist es wichtig unsere Finanzen im Auge zu behalten. Daher halten wir soweit es geht, alle Ausgaben fest, auch wenn es nur ein Eis war. Dafür haben wir eine Exceltabellle angelegt, in der wir ziemlich ausführlich und umfassend unsere Reisekosten festhalten und bewerten können. Dazu ist es aber auch notwendig jede Ausgabe unterwegs festzuhalten. Das ist dann eher mein Aufgabenbereich auf unserer Reise 😉 Manchmal fällt das Sparen schon schwer. Wobei es meistens gar nicht das Geld ist, das letztendlich ausschlaggebend ist, dass man etwas nicht kauft, sondern der begrenzte Platz im Rucksack.

Ein wesentlich schönerer Punkt auf unsere Reise sind die vielen neuen Bekanntschaften die wir mit anderen Reisenden und Einheimischen machen dürfen. Dadurch lernt man immer viel Neues kennen. Seien es Tipps für neue Reisestationen oder Informationen über  Land und Leben um einen herum. Aber auch da haben wir die Erfahrung gemacht, dass es auch mal schön sein kann, intensivere Bekanntschaften zu machen und über dieses oberflächliche „Wo kommt ihr her, wo wollt ihr hin“ – Geplänkel hinweg zu kommen. Dazu muss man aber eben auch mal mehr Zeit an einem Ort verbringen, und das genießen wir gerade auch mal total. Kein ständiges Gepacke, keine Unterkunftssuche, endlich mal Zeit haben.

Mit der Zeit, die man hat, umzugehen ist gar nicht so einfach. Das fängt damit an, dass wir fast nie wissen welchen Wochentag wir gerade haben. Aber gleichzeitig mussten wir erst lernen, bzw. sind immer noch dabei zu lernen sich auch mehr Zeit zu nehmen. Wir müssen uns normalerweise nicht beeilen, und trotzdem sind unsere Tage oft vollgepackt mit Programm aus „Angst“ was zu verpassen. An den meisten Tagen weckt uns früh morgens der Wecker. Ausschlafen können wir fast nie, weil meistens irgendein Bus auf uns wartet oder wir wieder irgendwas geplant haben. Das ist oft anstrengend und laugt aus. Deshalb der Vorsatz für 2016:  sich mehr Zeit nehmen, Tage ohne Sightseeing, öfter mal „nichts“ tun, mehr Zeit an einem Ort verbringen und den Ort dafür besser kennen lernen.

Heimweh haben wir aber definitiv noch keins 😉 Wir denken oft an zu Hause und vermissen unsere Lieben. Besonders wenn es einem mal nicht so gut geht, kommt schon ein wenig Sehnsucht nach Hause auf. Sandra vermisst Kartoffeln, mir fehlt richtiges Brot. Aber wir sind noch nicht so weit wieder nach Hause zu gehen. Dafür macht es noch zu viel Spaß und dazu genießen wir die Zeit unterwegs noch zu sehr 🙂

 

2 Replies to “Ein Leben als Reisenomaden – 100 Tage unterwegs”

  1. Sich Zeit nehmen, die Seele Baumeln lassen und einfach alles langsam auf euch einwirken lassen, das solltet ihr euch mal vornehmen. Grade die Reise durch Laos und Vietnam hörte sich weniger nach einer Reise, mehr nach einem Sprint durch die Welt an. ;D
    Wie die gute Maren sagte, legt die Technik mal zur Seite (in eine Tüte tief im Rucksack) und lasst euch von dem Geschehen um euch rum treiben, wer weiß welchen besonderen Ort ihr so ganz ohne Erwartung mal entdeckt!
    Weiterhin viel Spaß, Gelassenheit und Entdeckerlust!

  2. Dafür kann ich Euch auch nur bewundern. Diese “Organisationslust“, das Auseinandersetzen mit Tabellen und Geldplanung. xD
    Hoffe, ihr schaltet einen Gang runter und macht es Euch nicht zu stressig. Auch, wenn ich mir bei Sandra gut vorstellen kann, dass sie´s nicht lassen kann noch mehr zu gucken ob es nicht noch was besseres gibt. ^^
    Also sende ich Euch telepatisch ein bisschen Wusa und Entspannung, welches ich in meinem urlaub über die Feiertage genossen habe mit viel Völlerei. *.*
    Hängt ein bisschen ab, lasst die Seele baumeln und lasst vllt sogar mal die Elektronik aus den Fingern!

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