Die Zugfahrt nach Agra, wo unser letzter Stop lag, war in etwa das, was ich mir unter Zugfahren in Indien vorgestellt hatte. Wir hatten unsere Tickets selber ja nur auf den letzten Drücker bekommen, weil wir noch in der Warteliste hochgerückt waren.
Die Tickets, die wir dann ergattern konnten lagen zwar beide in der Sleeper Class, in der wir sonst auch gereist sind, jedoch in völlig unterschiedlichen Wagons. Aber wir dachten uns, dass wir schon irgendwie Sitzplätze in der Nähe voneinander finden würden. Zumal wir ja auch nur ein Ticket zum Vorzeigen hatten. Als wir einstiegen, hatte der Zug etwa 45 Minuten Verspätung und war proppe voll. In dem Abteil in dem wir einen Sitzplatz hatten und normalerweise 6 Leute Platz finden, saß schon eine Familie mit 5 Erwachsenen und 4 Kindern, aber die Leute waren sehr nett und machten Platz, damit wir uns auch noch dazu quetschen konnten, inkl. unserer riesen Rucksäcke. Nicht nur dass sie uns Platz machten, sie teilten auch noch sämtliches Essen, was sie dabei hatten oder im Zug erstanden hatten mit uns, bzw. boten es uns zumindest an. Manches haben wir auch probiert, manches lieber sein gelassen. Es verging keine Minute, in der niemand den Flur entlang lief und etwas lautstark verkaufen wollte. Die meisten und lautesten Rufe waren „Chai, Chai“, aber es gab auch so manche Kuriositäten zu essen, Spielzeug, immer wieder Reisverschlüsse (wozu auch immer) und einiges mehr. Leider sprach bei uns in der Nähe niemand Englisch, sodass wir unsere tausend Fragen nicht loswurden. Die Fahrt sollte etwa 5 Stunden dauern, wir hatten aber zunehmend mehr Verspätung. Zuerst war uns das aber recht egal, denn wir hatten außer Entspannen an diesem Tag in Agra erstmal nichts vor. Da Agra für uns nicht viel mehr zu bieten haben sollte, außer dem Taj Mahal, haben wir auch nur eine Nacht dort gebucht und für den nächsten Abend direkt die Weiterfahrt über Nacht nach Varanasi. An dem einen Tag vor Ort sollte dann einer der Sehenswürdigkeiten Indiens besucht werden, das Taj Mahal.
Jaja….dachten wir uns so. Um die Langeweile zu vertreiben, surfte ich zwischendurch ein bisschen im Internet und machte glücklicherweise eine wichtige Entdeckung. Das Taj Mahal, hat nämlich Freitags geschlossen. Also quasi morgen. Wo wir ja dahin wollten. Weswegen wir extra nach Agra gefahren sind. Das hieß, wenn wir das Taj Mahal noch sehen wollten, dann heute. Und damit wurde die Verspätung zu einem immer größeren Problem. Schließlich erreichten wir Agra gegen halb 4, ließen uns zu unserem Zostel bringen, um die Rucksäcke dort abzuliefern und liefen dreckig, verschwitzt und erschöpft, wie wir von der Fahrt waren, zum Taj Mahal.
Schön war es trotzdem. Obwohl wir es schon auf tausend Bildern gesehen hatte, hat sich auch der Besuch und der Eintritt von 750 Rs (12€) p.P. wirklich gelohnt. Ein paar Infos zum Taj Mahal: Das Taj Mahal ist ein Mausoleum, das 1631 in der Form einer Moschee vom Großmogul Shah Jahan in Gedenken an seine große Liebe, erbaut wurde. Seit 2007 wurde es zu einem der „neuen sieben Weltwunder gewählt“. Um es vor der ohnehin großen Luftverschmutzung zu schützen, dürfen sich Autos und Busse nur noch auf etwa 1 km nähern. Ansonsten sind nur Elektrofahrzeuge oder Pferdekutschen zugelassen.
Dafür haben wir dann den Tag danach ruhiger angehen lassen. Wir mussten zwar schon um 10 Uhr auschecken, haben unser Gepäck aber dort gelassen, uns die Gegend etwas angesehen und uns den Kinofilm, den wir in Jaipur sehen wollten, angeschaut. Der Titel war: Singh is Bliing. Das war sehr witzig. Wir haben, zumindest inhaltlich, alles verstanden, obwohl der ganze Film in Hindi war. Solltet ihr euch zu Hause auch mal ansehen, wenn ihr Lageweile habt 😉
Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen bescheuert an, weil wir immerhin grade mal drei Wochen auf Reisen sind und noch voller Abenteuerlust, Neugierde und Tatendrang die Welt entdecken sollten. Aber:wir fühlen uns häufig so gestresst, wie lange nicht mehr. Indien raubt einem die letzten Kräfte und macht einen fertig.
Vor allem liegt es wahrscheinlich an den immer noch anhaltenden gesundheitlichen Problemen, die wir hier haben. Es gibt zwar zwischendurch Tage, die ok sind, aber immer wieder auch Tiefpunkte. Dabei sind wir schon sehr vorsichtig bei unserer Essensauswahl und essen generell auch verhältnismäßig wenig. Denn so richtig Appetit hatten wir schon lange nicht mehr. Dazu kommt die Hitze, die einen zusätzlich schafft.
Das unsere Reise nicht mit einem Urlaub zu vergleichen sein wird, war uns klar. Aber der ganze Planungs- und Organisationsaufwand ist schon wirklich enorm. Sicherlich sind wir momentan recht zügig unterwegs und müssen zukünftig unser Reisetempo deutlich drosseln. Aber das liegt momentan auch daran, dass wir zwar die geplanten Stopps weites gehend einhalten, aber trotzdem Indien relativ zügig hinter uns lassen wollen. Daher beschäftigen wir uns jeden Tag damit, wann es wohin weitergeht. Wie wir dahin kommen. Wo wir dort übernachten. Was wir dort genau tun wollen. Trotz guter Vorbereitung von zu Hause aus.
Und dabei gefällt es uns in Indien bisher noch nicht mal wirklich. Die Andersartigkeit dieses Landes ist schon beeindruckend und ich bin froh das mal erlebt zu haben, aber so langsam reicht es wirklich. Die Städte sind alle ähnlich verschmutzt und verarmt. Die Straßen sehen im Prinzip überall gleich aus. Die gleichen Geschäfte. Der gleiche Geruch. Kühe, Tuktuks, Menschen. Nur halb so schlimm wie Delhi, aber trotzdem ausreichend. Natürlich gab bisher auch tolle Momente, wie heute das Taj Mahal, den Rathambhore Nationalpark oder Gespräche, mit Menschen die es ehrlich mit einem meinen. Aber die liegen entweder stark in der Unterzahl gegenüber den schlechten Momenten, oder unser Gemütszustand beeinflusst unsere Wahrnehmung zu sehr. Dabei geben wir uns Mühe, jeden Tag positiv zu beginnen und das Beste daraus zu machen.
Unser Hoffnungsschimmer gerade: der Süden Indiens. Palmen, Ruhe und das Meer. Aber vorher geht es mit dem Nachtexpress in geplanten 12 Stunden nach Varanasi, der heiligen Stadt am Ganges.
Mittlerweile ziehe ich den Hut vor euch. Ich wäre schon verzweifelt. Ich wollte immer mal nach Indien, aber nach den Berichten ist es gestrichen?
Mich würde mal interessieren wie ihr eure Unterkünfte auswählt und was euch dann so begegnet. Grüße aus GE
Kann man sich schon angucken. Aber wenn denke ich, dass das Goldene Dreieckeck Delhi-Agra-Jaipur ausreicht. Muss man aber auch nicht 😀
Unsere Unterkünfte waren bisher alle eigentlich in Ordnung. Klar- keine deutschen Standards, aber weitestgehend sauber und die Leute in den Guesthouses waren sehr freundlich und um einen bemüht. Die Zimmer, die wir buchen, kosten meist so um die 10 € die Nacht mit Klimaanlage. Und wir achten auf gute Bewertungen bei Tripadvisor. Ist gibt aufjedenfall noch deutlich günstigere Zimmer, aber ein bisschen Komfort bei dem Stress hier gönnen wir uns. In Agra haben wir eine sehr coole Hostelkette (Zostel) entdeckt, die ich jedem empfehlen würde, der nach Indien reist. Da sind wir jetzt uch wieder in Varanasi. Die sind halt sehr auf Backpacker ausgerichtet und geben einem die Infos die man auch gebrauchen kann.
Hallo ihr Lieben ! Lasst euch nicht unterkriegen und geniesst die schönen Momente.
Den Pool nach der Tigersafari haben wir genossen 🙂
Mein Gott, Tobi! Wenn man das so ließt, könnt ihr einem echt Leid tun. xD
Ich will nicht böse klingen und sage nicht „Selbst schuld“, will aber auch nicht mitleidig sein und sagen: „Ihr armen Touris“, also wo ist die gesunde Mitte? -Ich denke bei: „Ich freu mich, eure Einträge zu lesen, beneide Euch für eure Abenteuerlust und Euer Durchhaltevermögen euren straffen Zeitplan durchzuziehen.“
Ich bin zuversichtlich, dass Ihr bald auch die Kehrseite kennenlernen werdet. Mehr positive Momente – weniger Stress – Besserer Gemütszustand.
Und ganz ehrlich? – Bottrop ist öde, grau und mich findet keiner so interessant, dass er ein Foto mit mir machen möchte!
Ich hab schon gesagt. Wenn wir irgendwann zurück sind, dann rede ich auch jeden Touri an und mach nen Foto mit dem 😉 Nein Scherz. Mann muss nur mit dem hektischen Leben hier zurecht kommen, was einfach völlig anders ist, als das was man kennt. So schnell konnten wir noch nicht umschalten. Wir werden uns Lieblingsland noch finden.