Ankunft in Delhi

Delhi – Tag 1: Kulturschock hoch 10

Wir sind pünktlich gegen halb 8 in Delhi gelandet. Die Flüge mit Qatar Airways waren sehr gut. Ausreichend Essen und Trinken war vorhanden. Das Umsteigen lief problemlos.

Auch an Beschäftigungsangeboten mangelte es nicht. Klar war das lange Sitzen nicht unanstrengend und geschlafen haben wir auch eher wenig in dieser Nacht.

Am gut klimatisierten Flughafen selber, noch geschützt vor dem wahren Delhi, war auch noch alles ganz easy. Gepäck kam gleichzeitig mit uns an. Geld hat der Automat direkt ausgespuckt und sogar eine Sim-Karte von Vodafone für umgerechnet 8 € für Telefonieren und 1GB Datenvolumen konnten wir schon ergattern. Wir sind dann mit der Metro für noch nicht mal schlappe 2€ die 16 km mit dem Express in die Stadt gefahren. Da tat sich dann zwar schon das erste Rätsel auf, störte uns aber nicht wirklich. Mit unserem vor der Abfahrt am Automaten gekauften Ticket (bei dem uns aber ein Metro-Typ half) kamen wir am Zielbahnhof nicht mehr durch die Schranke. Wir mussten dann einfach nochmal 20 Rs löhnen und gut. Warum, weshalb, warum wissen wir immer noch nicht.

Aber dann! Raus aus der Metro traf uns erstmal die Hitze wie ein Schlag. Wir mussten dann natürlich erstmal die Lage sortieren und schauen, wie wir nun zu unserem Hotel kommen. Das sollte eigentlich auch nicht weit vom Bahnhof entfernt und zu Fuß zu erreichen gewesen sein. Wenn man den richtigen Ausgang gewählt hätte!! Also sind wir erstmal in voller Montur ziemlich planlos durch die sagen wir mal „Gegend“ gerannt. Heißt auf Deutsch: wir waren mitten in der Pampas umgeben von tausenden rumrotzenden Indern, ihren dauerhupenden Rikschas, Taxis, Rollern, die Luft stickig, überall Dreck und Müll, es war fürchterlich heiß, alle zwei Meter wurden wir von Leuten angequatscht, die uns irgendwas andrehen wollten, wir wussten nicht so richtig wohin, die Polizei war des Englischen nicht so richtig mächtig und konnte uns auch nicht helfen. Nachdem wir schon klatschnass geschwitzt waren und Gedanken nachdem Grund für unsere Reise nach Indien aufkamen, haben wir uns entschieden uns doch einfach auf einen der Fahrradrikschafahrer einzulassen. Wir haben uns dann mit dem Fahrer erstmal auf einen guten Preis geeinigt. Die Adresse war dem Fahrer nur wohl auch nicht so bekannt, und tauschte sich dann mit einem motorisierten Kollegen aus, der sich auch nicht auskannte. Mit unserer Karte auf dem Handy hatten wir dann aber doch irgendwann raus wo es lang sollte. Nur wollte unser Fahrradrikschafahrer dann, dass wir mit dem Kollegen mitfahren, der direkt das 10 Fache an Geld verlangte. Worauf wir schließlich wieder ausgestiegen und den Rest, wo wir den Weg nun doch einigermaßen kannten, gelaufen sind. Ein paar kleinere Verirrungen gab es noch aber schließlich erreichten wir dann unser Hotel doch noch fast den Tränen nahe und fix und fertig konnten wir dann endlich einchecken.

Das Hotelzimmer ist in etwa das was wir erwartet hatten, eben untere Preiskategorie, aber es ist soweit sauber und –Gott sei Dank!- die Klimaanlage und Dusche funktionieren. Wir mussten uns dann erstmal ein wenig sammeln, vom Schock erholen und haben eine kleine Mittagspause eingelegt. Die Mittagspause wurde irgendwann durch eine „kleinere“ musikalische Einlage unterbrochen. Irgendso ein indisches Gejaule von der Straße drang dröhnend in unser Zimmerchen.

Danach brachten wir doch den Mut auf, uns nochmal vor die Tür zu wagen, um uns ein wenig in unserer Umgebung umzuschauen. Dabei sind wir dann doch noch ganz schön rumgekommen und konnten unsere Eindrücke etwas vertiefen. Der aktuelle Stand sieht so aus:

  • Der Verkehr ist wirklich so, wie man immer hört. Wir hatten ja mal gelesen, dass keine 3 Sekunden ohne ein Hupen vergehen. Das stimmt! Die Inder hupen beim Losfahren, Abbiegen, als Warnsignal, als Wutsignal, beim in die letzte Lücke zwischen 3 Rollern, 2 Autos und 10 anderen Rikschas quetschen – also eigentlich immer! Dazu kommt der Linksverkehr, den wir nicht gewohnt sind. Ampeln gibt es für die Fahrzeuge sehr, sehr wenige, und halten muss man dort wohl auch nicht unbedingt. Für Fußgänger gibt es nichts und man muss dann eben einfach schauen, wie man über die Straße kommt.
  • Delhi riecht. Generell ein bisschen nach einer Mischung aus Süßem und Verkohltem und manchmal auch einfach abartig nach Fäkalien.
  • Es ist heiß. Und man schwitzt.
  • Es gibt aber an jeder Ecke sehr günstig Getränke zu kaufen. Essen gibt es auch, an den Straßen vor allem Maiskolben, komische Runde frittierte Teigteile, Obst und Eis. (Vor Stress und Hitze hatten wir aber den ganzen Tag überhaupt keinen Hunger und waren abends – wir schämen uns schon ein bisschen, aber wir konnten heute einfach keine weitere Belastung ertragen – bei McDonalds.)
  • Rikscha fahren ist eigentlich ganz lustig, wenn man drin sitzt. Und vor allem super günstig.
  • Es gibt kleine Parks, in denen man sich zwischenzeitlich ein schattiges Plätzchen suchen kann, um sich zu Erholen. Dort wird man auch weitestgehend von Bettlern, Verkäufern, etc. verschont.
  • Delhi ist arm.

Jetzt sitzen wir total k.o. in unserem Zimmerchen und lauschen wieder der tollen musikalischen Unterhaltung von draußen… Wir hatten erst die Vermutung, dass unter unserem Fenster ein Schrein oder sowas steht, der anspringt, wenn man Geld reinwirft. Aber da die Musik jetzt doch schon länger anhält, ist es das wohl eher nicht. Zum Glück haben wir aber auch Ohropax eingepackt. Naja, dem werden wir morgen wohl mal auf die Spur gehen. Gute Nacht!

Jetzt erstmal ein paar Infos zu Delhi:

Delhi ist eine Metropole im Norden Indiens und nationales Hauptstadtterritorium. Delhi ist mit seinen 16,8 Millionen Einwohnern nach Mumbai die zweitgrößte Stadt Indiens. Gesprochen wird hier meist Hindi. Mit Englisch kommen wir aber auch ganz gut zurecht. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 25 Grad Celsius. Wie in allen Metropolen Indiens besteht in Delhi ein großes Maß an sozialer Ungleichheit. Ein beträchtlicher Teil der Stadtbevölkerung lebt unter prekären Bedingungen: Nach der Volkszählung 2001 wohnen fast 1,9 Millionen Einwohner Delhis (19 Prozent der Bevölkerung) in Slums. 82 % der Einwohner sind Hindus. Der Rest hauptsächlich Muslime. Delhis größtes Bauwerk ist „Lal Qila“ (das Rote Fort), eine Festungs- und Palastanlage.

Tag 2: Der erste Schock ist soweit überwunden

Heute haben wir erstmal ausgeschlafen. Ich wurde zwar schon gegen halb 8 – wieder durch diese tolle Musik von draußen – geweckt, hab dann aber die Ohropax ausgepackt und es herrschte Stille.

Dann haben wir allen Mut zusammengefasst und haben uns wieder nach draußen in die Hitze (34°C) gewagt. Heute stand auf dem Plan: ein Ausflug nach Old Delhi und die Besichtigung des Roten Forts. Dort sind wir mit der Metro hingefahren. Kostenpunkt für uns beide: 16 Rs (21 Cent). Old Delhi war wieder beeindruckend chaotisch, voll, dreckig, arm. Aber man wird nur halb so häufig angesprochen, wie an anderen Punkten in der Stadt. Das rote Fort an sich fanden wir nicht sonderlich spektakulär,  da von den kostbaren Steinen und Juwelen, die früher die Wände geschmückt haben, kaum etwas übrig ist. Darin angekommen hat man erstmal seine Ruhe vor dem Stress draußen. Wir wurden lediglich ein paar Mal von ein paar netten Indern gefragt, ob sie ein Foto von uns machen dürfen.  Und eine Inderin aus Aachen haben wir dort getroffen.

Abends waren wir dann noch Abendessen – diesmal in einem richtigen indischen Restaurant – in der Nähe unseres Hotels. Das Essen war gut, klar auch gut scharf, und kostete etwa 130 Rs. Das Programm reichte uns dann auch für heute. Delhi macht einen fertig! Aber der erste Schock ist erstmal überwunden. Wir wissen jetzt, dass man die ganzen Rikschafahrer, Bettler, auch bettelnde Kinder, einfach ignorieren muss und auch wie man einigermaßen unbeschadet über eine Straße kommt.

 

5 Replies to “Ankunft in Delhi”

  1. Hallo Sandra

    Ich hatte Gänsehaut beim Lesen. Voll spannend deine Geschichten. Halte uns weiter auf dem Laufenden

    Lg Nicole

  2. Schöne Fotos! Sieht wirklich sehr chaotisch auf den Straßen aus. Von daher wünsche ich euch noch eine sichere Reise und freue mich schon auf weitere Berichte 😉

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